R1200GS-on-Tour
R1200GS-on-Tour

            Trolle, Fjorde und unendliche Weite

Für unsere Wohnmobil-Reise durch Norwegen machen wir uns die bekannten Landschaftsrouten zu nutzen. Da wir uns ausschließlich im Süden des schönen Landes bewegen wollen, stehen uns 12 dieser Routen zur Verfügung, welche wir versuchen im Uhrzeigersinn abzufahren. Jaeren 41 km 35 m ü.d.M. 0 Fähren, Ryfylke 260 km 972 m ü.d.M. 2 Fähren, Hardangervidda 67 km 1250 m ü.d.M. 0 Fähren, Hardanger 158 km 275 m ü.d.M. 2 Fähren, Aurlandsfjellet 47 km 1306 m ü.d.M. 0 Fähren, Gaularfjellet 114 km 184 m ü.d.M. o Fähren, Valdrsflye 49 km 1389 m ü.d.M. 0 Fähren, Sognefjellet 108 km 1434 m ü.d.M. o Fähren, Gamle  Strynefjellsvegen 27 km 1139 m ü.d.M. 0 Fähren, Greiranger-Trollstigen 104 km 1038 m ü.d.M. 0 Fähren, Atlantahavsvegen 36 km 30 m ü.d.M. 0 Fähren und Rondane 75 km 1060 m ü.d.M. 0 Fähren! Jede Route bietet ihre speziellen Reize und somit werden wir sicherlich viel zu sehen bekommen.

 

 

17.-18.09.

 

Alles gepackt und das Wohnmobil entsprechend geladen! So brauchen wir gleich nur noch  nach dem Tierarzt um Coco und Grappa die entsprechenden Medikamente gemäß norwegischen Einreisebestimmungen zu verabreichen und - dokumentieren. Um 12.15 Uhr geht es dann auf die A45!

 

Gestern Abend waren wir noch bei unseren Nachbarn Constanze und Chris um ein, zwei Abschiedsbierchen zu trinken. Er ist  Hobby-Psychologe, und so kann er es nicht lassen eine gewisse Gelassenheit für die Autobahnreise nach Hirtshals in unser Unterbewusstsein zu manifestieren. Wir wissen alle um die katastrophalen Verhältnisse auf unseren Autobahnen bescheid, aber was sollen wir sagen: Die Sitzung hat geholfen!

 

Kaum auf der A45 hören wir schon den ersten der zwei Standardsätze aus unserem Navi: Sie näheren sich einem Stau! Der zweite, wie soll es auch anders sein, lautet: Baustelle voraus!

 

Aber als wenn das nicht reichte, so mussten wir uns auf den meisten freien Strecken noch an das LKW-Überholverbot halten.

 

Kaum zu glauben, da hast Du einen 7,49 Tonner der an den 40-Tonner vorbei rauscht wie unser RS6 an einem Porsche 911 turbo und da musst Du dich einreihen!

 

So getan, rollen wir gelassen über die vom reichlichen Regen überspülte Autobahn und glauben unseren Augen nicht als auf einmal unser Panoramabild im Rückspiegel verschwindet. Da sehe ich im linken Spiegel nur noch eine Fanfare welche von zwei mächtigen Scheinwerfer unterstützt wird. Und da knallt er schon vorbei, der 40-Tonner. Und das im Überholverbot.

 

Spätestens jetzt versagt die Manifestierung von unserem Hobby-Psychologen. Kleiner Gedanken-Auschnitt gefällg.

 

Das glaube ich doch nicht. Blöder Kanister-Kopf kannst Du keine Schilder lesen. Sollten Dir mal die Birne rund drehen lassen, dann fährst Du auch mit den Verkehrsschildern konform. 

 

Egal, wir halten uns an die Vorschriften und freuen uns dass unser Grappa ausgerechnet im Elbtunnel seinen Darm entleeren will. Prost Mahlzeit, nichts wie runter von der Bahn und den erstbesten Grünstreifen "braun" machen. Natürlich haben wir auch entsprechende Tütchen dabei, wir sind ja ordentlich. Das war aber in aller letzter Minute.

 

Um 21.30 fahren wir dann kurz vor Flensburg einen Stellplatz an um in Ruhe auszuspannen.

 

Angenehm geschlafen fahren wir um 9.00 Uhr weiter und kommen gut gelaunt um 14.30 in Hirtshals auf dem Campingplatz an. Zum Glück bekommen wir noch einen Platz in der ersten Reihe mit wunderschönem Blick auf die See. Manöverbier, spazieren gehen und den restlichen Tag genießen.

"Viele Reisende wissen gar nicht, was sie eigentlich suchen. Aber sie wissen es genau, wenn sie es gefunden haben" 

Martin Krengel

19.09.

Mein lieber Mann, was war das stürmisch heute Nacht, und vom Regen wollen wir erst nicht schreiben. 06.30 Uhr: Hast Du Hunde, machst Du eine frühe Runde! Nichts da mit ausschlafen. Ab vor die Tür und sich vom Wind wieder Leben in die Knochen hauchen lassen. Wir sind mal wieder die ersten, die  die Natur in aller Ruhe auf sich wirken lassen können. Direkt neben dem Stellplatz ist in den Dünen ein Bunkermuseum welches recht imposant ist. Die ganzen Anlagen können besichtigt werden und man ist froh diese schlimme Zeit nicht erlebt zu haben. Bei dieser momentanen Ruhe kann und will man sich nicht vorstellen was hier seinerzeit stattgefunden hat. Die Runde gedreht, riecht es schon nach Kaffee aus dem Wohnmobil. So ist halt unsere Arbeitsaufteilung. Einer geht mit den Hunden und der andere richtet das Wohnmobil und den Kaffee.

 

Gleich gehen wir noch eine große Runde mit Coco und Grappa um dann um 11.00 Uhr den Hafen anzusteuern. 3,15 Stunden Überfahrt und die Hunde müssen im Wohnmobil bleiben. Von daher ist es besser wenn sie alles erledigt haben. Es ist wie schon geschrieben recht windig und wir hoffen, dass die Überfahrt nicht zu wellig wird.

 

Mittlerweile im Hafen angekommen schauen wir uns in aller Ruhe das „Löschen“ der Fähre an. Da geht es zu wie im Armeisenhaufen und wir sind eines der vielen vierrädrigen Viecher :-)

Pünktlich legen wir ab und reiten mit 25,1 Knoten über die Wellen Richtung Kristiansand. Die ersten 45 Minuten können wir auf dem Achterdeck die Sonne genießen bevor es anfängt zu regnen. 15.25 Uhr, es regnet immer noch aber wir sind sicher im Hafen angekommen. Die Hunde haben die Fahrt auch gut überstanden und nun nehmen wir den Zoll in Angriff. Da sind ja ein paar alkoholische Getränke an Bord welche in die norwegische Staatskasse Geld einspülen sollen. Diese haben wir bereits über eine Toll-App auf dem Handy deklariert und brauchen somit nur noch die Hundepässe und das Handy vorweisen. Keine Kontrolle vom Fahrzeug! Warum auch? Können Myra`s Augen lügen? Weiter geht es auf der E39 zum „Kap Lindesnes“, und allein die Fahrt dort hin lässt schon erahnen in welch einem fantastischem Land wir uns bewegen. Das Kap mit dem Leuchtfeuer aus dem Jahr 1655 ist nicht nur das südlichste, sondern auch das älteste Leuchtfeuer Norwegens. Hier bleiben wir auf einem Stellplatz unterhalb des Leuchtfeuers bis Montag stehen und lassen den Wind um das Womo fegen. Mehr verraten wir noch nicht. Alles zur Geschichte und den Sehenswürdigkeiten wird morgen preisgegeben.

"Nur wer umherschweift, findet neue Wege"

Norwegisches Sprichwort

20.09.

             Kap Lindesnes 57°58`53" Nord

Angefangen hat die Geschichte des Leuchtfeuers am Kap Lindesnes mit einem einfachen Feuerkorb, der an einem erhöhten Punkt auf dem Felsen aufgestellt wurde. Das Feuerholz dazu musste der Feuerwächter von weit herholen, denn die Halbinsel Lindesnes ist ein völlig kahler Felsen. Es war das erste Leuchtfeuer in Norwegen, da zu viele Schiffe und kleinere Boote bei den häufigen Stürmen in der rauen See am Kap verloren gingen. Unter dem Leuchtturm befindet sich im Felsen das nationale Leuchtfeuermuseum, welches die Geschichte in verschiedenen Ausstellungen nicht nur des Lindenes Fyr beschreibt. Interessant zu wissen ist auch die Tatsache, dass das Kap sich in etwa auf der gleichen Höhe des nördlichsten Punktes in Schottland befindet. Das entlockt den Norwegern jedoch allenfalls ein Schulterzucken, da das Nordkap immerhin noch 1719 Kilometer vom Südkap entfernt liegt.

UND WEITER GEHT ES :-)

 

Da wir vom Kap alles gesehen haben, beschliessen wir doch noch weiterzufahren. Das Ziel lautet Flekkefjord und ist nur knapp 90 Kilometer entfernt. Eine Stadt mit Geschichte, vor allem in Myra`s Interesse. Die Stadt wurde bereits im 17. Jahrhundert durch ihren Holzhandel bekannt. Und wohin wurde es in erster Linie verschifft ? Na klar, nach Holland. Das hat bis heute seine Spuren hinterlassen. „Hollenderbyen“ (ein kleines Gebiet in der Stadt Flekkefjord) stammt aus der Zeit, als die norwegischen Schonerkapitäne ihren zweiten Wohnsitz in Holland hatten und von dort holländische Lebensart, Möbel und Mode in die Heimat mitbrachten. Vorher fahren wir aber noch am „Framwaren“ vorbei. Hier gibt es einen Wander-/Radweg, von Framwaren nach Herad, welcher vor mehr als 200 Jahren von den Postkutschen befahren wurde. Die Gemeinde Farsund hat die Strecke zum Kulturdenkmal erklären lassen. Also, wir werden mal wieder viel zu sehen bekommen und freuen uns auf den Hafenstellplatz (natürlich erster Reihe) in Flekkefjord.

 

Ach ja, bevor ich es vergesse festzuhalten. Während der Fahrt sackten auf einmal unsere luftgefederten Sitze ab, und ich saß wie ein Lilliputaner hinter dem Lenkrad als wollte ich in dieses reinbeißen. Der Gegenverkehr hat sich gewiss gefragt was der kleine Mann mit so einem großen Fahrzeug will. Nein, ich werde mich nicht aufregen, da ich ja noch nie eine problemfreie Fahrt mit dieser "SCHEISSKARRE" hatte. Werden morgen dann mal nach Iveco in Stavanger fahren.

 

22.19 Uhr wir sitzen im Wohnmobil und aufeinmal piept der Kühlschrank. Ein Zeichen dafür das etwas mit der Energieversorgung nicht stimmt! Wir sind am Strom angeschlossen (Stellplatz für € 29,50 incl. Strom). Wie kann das sein?? Alles kontrolliert, keine Ahnung! Meine Halsschlagader erreicht einen nicht mehr gesunden Durchmesser, als ich aufeinmal einen Nachbar sehe der wohl das gleiche Problem hat. Also liegt es zum Glück nicht am Fahrzeug. Wahrscheinlich wird um diese Uhrzeit der Stromhahn zugedreht, damit die Landsleute früh schlafen gehen und fein für Nachwuchs sorgen!!

 

Egal wie, unsere nächste Anschaffung wird ein Atom-U-Boot sein. Dann haben wir Strom ohne Ende und falls mal wieder irgendetwas anderes nicht funktioniert kann man die Karre direkt in die Luft sprengen.

21.09.

 

Es sind nur 126 Kilometer von Flekkefjord bis nach Bore unterhalb von Stavanger, aber unterschiedlicher kann man Natur nicht erleben. Den ersten Teil der Strecke bis nach Egersund fahren wir durch den Magma Geopark. Dieser liegt im Gebiet einer weltweit einzigartigen Geologie. Eben diese Geologie ist es, die auch eine Hauptrolle für die kulturelle und industrielle Entwicklung der Gegend gespielt hat. Schon zur Eisenzeit wurde in Schachtöfen Eisen erzeugt und Mitte des 18. Jahrhunderts setzte der moderne Bergbau ein. 

 

Die Bezirke Rogaland und Vest-Agder liegen im äußersten Südwesten und Süden des Landes. Der Magma Geopark erstreckt sich über die Gemeinden Bjerkreim, Eigersund, Flekkefjord, Lund und Sokndal. Außer Flekkefjord in Vest-Agder gehören sie alle zu Rogaland. Entstanden ist diese Gegend vor etwa 930 Millionen Jahren in einer Tiefe von 20 kilometern, wo das Magma allmählich kristallisierte. Der name Magma Geopark bezieht sich darauf, das der Boden aus rotglühendem Magma bestand, das zehnmal heisser als kochendes Wasser war.

 

Man könnte hier nach jeder Kurve stehen bleiben und Bilder schießen, und dass was wir zu sehen bekommen ist nur ein ganz geringer Teil vom Geopark.   Tage, ja Monate wandern und aus dem Staunen nicht herauskommen ist hier kein Problem

 

Ab Egersund tauchen wir in den absoluten Gegensatz ein. Wir fahren weiter über die Strasse 44 und 507 und durchqueren auf einer Strecke von 47 Kilometer die Jaeren. Ein wunderschöner Küstenstreifen der manchmal den Eindruck hinterlässt man sei in Schottland. Überall kleine Mauern welche die einzelnen landwirtschaftlichen Wiesen aufteilen. Hinzu kommen kilometerlange Sandstrände welche zum Wandern einladen. 

 

In Bore finden wir einen kleinen Stellplatz direkt vor den Dünen. Hier fahren wir die Stützen aus uns freuen uns auf einen gemütlichen Abend und einen Strandspatziergang am frühen Morgen.

"Niemand kommt von einer Reise zurück, wie er weggefahren ist"

Graham Greene

22.08.

 

Gestern gab es zum Abendbrot selbst gemachte Hamburger. Aber nicht mit Rinderhack, sondern Steak. Wir hatten noch zwei große Brötchen vom Frühstück welche wir uns aufgebacken haben. Einen Sack voll Zwiebeln, Tomaten, Käse, Gurken, Ketchup, Majo, Senf und das Steak in das Brötchen und schon fängt die "Sauerei" an. Mit Hackfleisch belegt läuft ja schon das Meiste links und rechts aus dem Brötchen. Aber mit einem Steak, welches noch ein wenig zäh geraten ist, kommt erst richtig Spass auf :-) Die  Zwiebeln haben dazu beigetragen, das wir im Womo ein ausgeglichenes Raumklima hatten. 

 

Es macht wirklich Spaß so allein (fast) zu stehen. Es ist absolut ruhig und man fängt langsam aber sicher an ausgeglichener zu werden. Schon um 07.15 Uhr geht es mit den Hunden Richtung Strand. Heute lassen wir sie  von der Leine, damit auch die beiden mal die Gelegenheit haben sich so richtig auszupowern.

 

Anschließend wir in aller Ruhe gefrühstückt um dann irgendwann gegen Mittag in die Werkstatt zu fahren. Hoffentlich bekommen die das Problem mit den Sitzen behoben. 

 

 

20 Kilometer Fahrt und schon stehen wir in der Werstatt. Da wir gestern schon mit Hymer telefoniert hatten, wurden wir ertwartet und das Problem umgehend behoben. Vielen Dank! In erhöhter Sitzposition, und vor allem gefedert, geht es jetzt weiter zum Preikestolen. Es sind gerade mal knapp 40 Kilometer mit einer Fährfahrt dort hin. Diese Fahrt erwies sich jedoch als sehr lang, da man immer wieder anhalten wollte um ein Foto zu schießen. Sollte das so weitergehen, mit der traumhaft schönen Landschaft (und dem ist so), werden wir wohl in diesem Urlaub nicht weit kommen. Aber das ist uns egal, da wir soviel wie möglich von allem sehen wollen. Somit kann man halt nicht mit 80 Sachen durch das Land rauschen und die Sehenswürdigkeiten links und rechts liegen lassen. Auf dem Camping "Preikestolen", das ist ein riesiges Naturgelände, haben wir freie Platzwahl. Somit wird sich natürlich ein sonniger Standort ausgesucht. Ach ja, wir haben 20 Grad mit strahlend blauem Himmel, und morgen soll es noch schöner werden. "Wenn Engelchen reisen"! Bei diesem Wetter müssen wir, ohne wenn und aber, dort hoch. Zwei Stunden Marsch mit 650 Höhenmeter und schwindelfrei sollte man auch sein. Das Abenteuer kann kommen!

"Geh so weit dein Auge reicht und wenn du dort bist, siehst du weiter"

23.08.                                 unser Motto heute

 

Ein Augenblick kann dich mehr prägen als ein ganzes Jahr

Mit jedem Schritt kommt man dem Himmel näher und es wächst das unausweichliche Gefühl in einem nichtig und klein zu sein. Es gibt Dinge im Leben welche man einmal gesehen bzw. getan haben muss, und der Besuch des Preikestolen gehört dazu. 2 1/2 Stunden haben wir dort hoch benötigt, da es doch sagen wir mal ein wenig anstrengend war. Doch die Belohnung ist unbeschreiblich! Wir waren auf jeden Fall überwältigt. Nicht nur von der Aussicht! Auch der Weg mit seinen vielen schönen, ja faszinierenden Gestaltungen der Natur lässt einen in sich gehen. Ein Tag, an welchen wir sicherlich noch lange denken - und  viel von zu erzählen haben werden. Doch heute lassen  wir nur Bilder sprechen.

Der Preikestolen (Predigtstuhl) endstand am Ende der letzten Eiszeit und ist das Ergebnis der Arbeit von Eis und Wasser. Vor etwa 10000 Jahren, als die Gletscher, die den gesamten Fjord ausgefüllt hatten, langsam zu schmelzen begannen, drang Schmelzwasser in Klüfte und Spalten der Felsen, gefror wieder und dehnte sich dabei aus. Dieser Vorgang wiederholte sich viele Male, bis große Blöcke regelrecht abgesprengt worden waren. Ein Prozess, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Allerdings besteht keine Gefahr, das der Preikestolen zusammenbricht.

24.08.

 

Mit Regen fängt der Tag an, und so soll er auch enden. Aber damit muss man hier in Norwegen halt rechen. Wir sind auf jeden Fall froh in unserem gemütlichen Womo (auch wenn es des öfteren Probleme bereitet) zu sitzen um uns bei angenehmen 20 Grad auf den heutigen Tag einstimmen zu können. Wenn man auf dem Campingplatz so beobachtet wie bei diesem Wetter die Nassen Zelte und Klamotten ins Auto verstaut werden um weiterzureisen, so stellten wir fest, dass wir aus diesem Alter heraus sind. Früher hat man auch gern gezeltet, und teilweise machen wir das auch noch hier und da auf unseren Motorradtouren, aber wir sind glücklich über unsere heutige Situation. 163 Kilometer durch das „Ryfylke“ bis nach Sauda wollen wir heute hinter uns bringen. 

 

Eine Reise entlang der Norwegischen Landschaftsroute Ryfylke ist eine Reise voller Kontraste. Man trifft auf kahles Hochgebirge, fruchtbare Hügel, steile Berghänge und tiefe Fjorde. Das Saudafjell hat seine ganz eigene Natur. Sie ist knorrig, rau und widerspenstig, so dass man sich hin und wieder fragt, weshalb genau an dieser Stelle eine Straße gebaut worden ist. Am Wasserfall Svandalsfossen können wir auf den Treppen das Wasser und die Kräfte der Natur am eigenen Körper spüren. Manchmal hat der Wasserfall angeblich einen so hohen Wasserstand, dass das Wasser mit Macht herunterstürzt und die Polizei Auto für Auto durch die Wasserwolke auf der Straße hindurchleiten muss. Da das Ryfylke eine lange, abwechslungsreiche Strecke ist, lassen wir uns für die Fahrt genügend Zeit. Überall hat man unterwegs die Möglichkeit, kleine Abstecher zu machen und Pausen einzulegen. Die Fahrt durch das Ryfylke ist ein vielseitiges Erlebnis auf einer schroffen Straße mit vielen schönen Seiten. Leider spielt das Wetter nicht mit und die Schönheit der Gegend wird ein wenig unterdrückt. Auf dem  Saudasjsoen-Camping, drei Kilometer vor Sauda, finden wir einen Platz direkt am Fjord. Wunderbar! Markise ausfahren, Grill aufstellen und Würstchen auflegen, Manöverbier und den Abend mit dem Erlebten ausklingen lassen. Guter Plan und funktioniert auch.

     Genieße den Moment, bevor er zur Erinnerung wird !

25.08.

 

Der Zufall geht Wege, da kommt die Absicht gar nicht hin!

 

Was haben wir bisher ein Glück mit dem Wetter! Gut gestern war es verregnet, aber dafür scheint heute schon wieder die Sonne und das soll auch die nächsten 3 Tage so bleiben. Da Grappa und Cocco gestern fast nur im Wohnmobil waren beschießen wir heute erst einmal eine große Runde zu wandern. Im Internet sucht Myra nach einer passenden Runde in dieser Umgebung. Durch Zufall entdeckt sie die Maldal- Wanderung, für welche wir aber erst einmal acht Kilometer hoch in den gleichnamigen Ort fahren müssen. Dieser liegt 450 Meter über dem Fjord. Vom Parkplatz aus müssen wir der gelben und grünen Markierung folgen um uns auf den 7,5 Kilometern nicht zu verlaufen. Ja, das hört sich nicht viel an aber man benötigt dennoch gut drei Stunden dafür. Die Tour beginnt auf einem leicht nach Norden ansteigenden Waldweg, und fast die ganze Strecke ist etwas matschig, ja sogar sumpfig. Der Rundweg führt an insgesamt acht Heuschobern vorbei, von denen der älteste aus dem Jahr 1808 stammt. Unser Ziel ist die 750 m hoch gelegene Alm Maldalsstolen. Unterwegs kommen wir durch abwechslungsreiche Fjell-Landschaften mit Fjellbirken und Heide. Auch die Aussicht verleitet jeden zum Träumen, da man oberhalb der Baumgrenze einen tollen Blick auf Berge und Seen hat. Gut das wir wasserfeste Schuhe anhaben, da wir immer wieder in dem Matsch und den feuchten Mooren versinken. Es ist auch anhand unserer Abdrücke eindeutig festzulegen wer welches Gewicht aufweist. Während Myra mal so gerade einsackt, tauchen meine Schuhe regelmäßig ab. Grappa lassen wir die ganze Zeit frei laufen und er scheint es richtig zu genießen. Mal abwarten wann wir Cocco so weit haben um sie auch von der Leine zu lassen. Eine sehr, sehr schöne Wanderung nach welcher nicht nur unsere Hunde geschafft sind.

Eigentlich hatten wir vor die Nacht hier oben stehen zu bleiben, doch es sind nur 43 Kilometer bis nach Roldal welches ein schöner kleiner Ort am Roldalsvatnet ist. Wir haben jetzt 18.00 Uhr und das Wetter ist immer noch herrlich, so gehen wir davon aus in einer Stunde dort anzukommen. Weit gefehlt! Das liegt aber nicht am Verkehr, sondern viel mehr an der Tatsache, dass wir eine Landschaft durchfahren, welche wie alles hier seines gleichen sucht. Max. Geschwindigkeit 50 km/h, meistens darunter und staunen ohne Ende. Über die Pass-Straße 520 (welche im Winter nicht befahrbar ist) geht es von Sauda in Ryfylke nach unserem Zielort im Hardanger. Dies ist der nördlichste und schönste Teil der Nationalen Touristenstraße Ryfylke. Eine wirklich spannende Fahrt, vor allem mit unserem Wohnmobil, durch eine dramatische und abwechslungsreiche Landschaft. Vom Fjord aus geht es auf schmalen Straßen durch das Hochgebirge welches wir im 2 - 3 Gang bezwingen. Hier und da muss auch schon mal der Rückwertsgang eingelegt werden um eine passende Passage zu finden an welcher der Gegenverkehr an uns vorbeikommt. Auf Grund unserer Größe fahren aber meistens die anderen freiwillig zurück. Schön zu beobachten ist auch Myra`s Verhalten wenn wir wieder mal das Womo an den äußersten rechten Straßenrand steuern (es sind fast nie Leitplanken vorhanden) und ich sie dann auch noch auffordere ein Foto von der Schlucht zu schießen. Kann man auch wirklich nachvollziehen. Bei der erhöhten Sitzposition und der Tatsache, dass das Womo aufgrund der Luftfederung immer ein wenig, wie ein Schiff in der See, schaukelt wollte ich auch nicht auf der Seite sitzen. Der Spass für mein Schatz hört spätesten dann auf, wenn ich mich in solchen Situationen mehr für die Landschaft als für die Straße interessiere. Hier muss man eigentlich auch unbedingt mit dem Motorrad hin, da würde jedes Biker-Herz höher schlagen. Um 21.15 Uhr erreichen wir dann endlich den CAMPING „Seim“. Eine riesige Grünfläche direkt am Roldalsvatnet. Frei Platzwahl, und so stellen wir das Womo so, dass wir morgen den ganzen Tag die Sonne vor der Haustür haben. Schnell noch das Hundegitter aufstellen damit die Knödel draußen toben können, und schon macht sich der Geruch der saftigen Steaks (welche auf dem Weber-Grill) liegen auf dem Platz breit. Guten Hunger :-)

26.08.

 

    Was ohne Ruhepausen geschieht, ist nicht von Dauer

(Ovid)

27.08.

 

So kann der Tag anfangen :- Wo wir heute landen? Dazu mehr in 10 Stunden!

 

Hardangerfjord

 

Mit einer Länge von 179 Kilometer ist der Hardangerfjord der zweitlängste Fjord Norwegens. Der Reiz liegt in der vielfältigen Landschaft mit Wasserfällen, Gletschern, Wiesen, Weiden und Obstgärten, die ihn weit über Norwegen hinaus bekannt gemacht haben. Ein weiter Teil der Umgebung wurde 2005 zum Nationalpark erklärt. Seine heutige Form verdankt der Hardangerfjord den Kräften des Eises und des Wassers. Als vor etwa 10000 Jahren, am Ende der Eiszeit, das große Tauen begann, hatte das Eis bereits tiefe Täler ausgehoben, deren tiefer gelegenen Bereiche nun vom Schmelzwasser geflutet wurden. Wer sich hier nicht nur mit Obst ernähren will, kommt am Fisch nicht vorbei. Der Fjord gehört zu den vier größten Fischzuchtregionen der Welt. 40000 Tonnen Lachs und Regenbogenforellen werden hier jedes Jahr „produziert“.

 

Wir verlassen um 10.30 Uhr den Camping "Seim" Richtung Odda und freuen uns schon jetzt auf das was uns erwartet.

 

 

Unser erste Ziel  ist der Latefossen, ein Zwillingswasserfall mit einer Gesamtfallhöhe von 165 Meter,  welcher den westlichen Abfluss des Hardangervidda bildet. Bei diesem Wetter ist er natürlich besonders schön anzusehen. Weiter fahren wir nach Odda und verlassen dort die nationale Touristenstraße 13 um auf der 550 die „Halbinsel Jondal“ zu umrunden. An deren Spitze in Utne stoßen wir dann wieder auf die Touristenstraße, aber bis dort hin genießen wir bei wenig Verkehr die Aussicht auf den Sorefjorden. Ab Utne wird die Straße sehr schmal, teilweise nur 2,6 Meter breit und wir müssen aufpassen, dass wir diese nicht unter unserem Womo verlieren. Spätestens hier sind wir uns sicher, jede (fast) Straße in Norwegen befahren zu können. Der Abschnitt von Utne bis Jondal, wo wir dann mit der Fähre nach Torvikbygd übersetzen, ist für seinen Obstanbau bekannt. Pflaumen, Kirchen, Äpfel und selbst produzierte Marmelade, alles ist an der Straße zu kaufen. Überall stehen kleine Büdchen mit entsprechenden Schalen, und wie vertrauensvoll eine Kasse. Somit kann man sich nach herzenzlust bedienen und führt den entsprechenden Obolus der Kasse zu. Wir möchten nicht wissen wieviele  Touris nicht bezahlen. Das kennen wir von Frimi seinem Eierstall. Er ist Bauer und Kumpel aus dem Siedenstein und hat aufgrund seines Schwund in der Kasse mittlerweile eine Kamera mit Bewegungsmelder installiert. Und man glaubt es kaum; es war ein Bekannter mit einem Loch in der Hosentasche. Da sich das herumgesprochen hat, ohne einen Namen zu nennen, traut sich keiner mehr diese Unverschämtheit zu. Mit der Fähre auf der anderen Seite vom Hardangerfjorden angekommen, haben wir wieder die Sonnen im Rücken und somit die Möglichkeit weitere schöne Bilder zu schießen. Das Repertoire reicht von schönen Buchten, typisch roten kleinen Holzhäuschen, Gletschern bis hin zu den zahlreichen Fischzuchten entlang des Fjord. Diese sind sehr interessant. Mehrere große runde Netze, welche miteinander verbunden sind, werden von dem schwimmenden Haus , auf welchen die Fischer (Züchter) wohnen, quer durch den Fjord gezogen. Wir hatten gestern Lachs gegessen und der hat nichts mit dem zu tun wie wir ihn aus Deutschland kennen. Jeder der bei uns schon mal Lachs gegessen hat wird festgestellt haben, dass dieser meistens mit so kleinen weissen Fettstreifen durchzogen ist. Hier keine Spur davon, absolut „fettfrei“ mit einem Geschmack der seines gleichen sucht. 86 Kilometer weiter schauen wir uns noch den Skjervefossen an, um dann durch den 7,7 Kilometer langen Tunnel nach Laegreid unterhalb vom Hardangervidda unser heutigen Stellplatz anzufahren. Myra ist die Anspannung durch den Tunnel anzusehen und sie ist heilfroh diesen hinter sich gebracht zu haben. Das ist ein Manöverbier wert.

     Öffnet man die Augen, wird jeder Tag zum Erlebnis

28.08.

 

                    Gutes Aussehen ist kein Zufall :-) 

      "Hebt man den Kopf, so sieht man keine Grenzen"

 

 

 

Es ist schon hell draußen und keine Ahnung wie spät es ist. Die Hunde halten noch Ruhe und Myra träumt auch noch von ihrem Freund :-) Da vernehme ich eine Stimme die über ein Megafon eine Mitteilung verbreitet die ich sowieso nicht verstehe. Was solle es, Augen zu und noch ein wenig dösen. 

 

Als wir dann die Hunde nach draußen führten, sahen wir woher die Stimme kam. Ein kleiner Touristen-Dampfer hatte angelegt um diese mit Bussen auf den Hardangervidda zu fahren. Auch wir fahren heute durch das Hardangervidda. Mehr als 9000 Quadratkilometer umfasst es, und ist damit die größte Hochebene Europas. Noch ein paar Fakten:

 

Das Bundesland Saarland würde 3 1/2 mal dort hineinpassen. Während sich im Saarland jedoch mehr als eine Millionen Menschen drängeln, ist diese Region fast menschenleer. Gut 15000 Rentiere und weitere 23 Säugetierarten, darunter Luchs, Polarfuchs, Vielfraß und Schneehase sagen sich in dieser Landschaft gute Nacht. Entstanden ist der Hardangervidda vor ca. 550 Millionen  Jahren. Die Kontinentalplatte, auf der sich der Hardangervidda befindet, war zu der Zeit noch südlich des Äquators und ein Teil des Meeresbodens. 

 

Da die Norweger sich der Schönheit und Empfindlichkeit dieser Landschaft bewusst sind, haben sie 3422 Quadratkilometer zum Nationalpark erklärt. Wandern, Angeln. Skifahren ...., Naturfreunde sind hier gut aufgehoben. Mit einem Netz von 1200 Kilometer Wanderwegen und 40 verteilten Wanderhütten kommt sicherlich keine Langeweile auf. 

 

Direkt am Eingang (von Eidfjord aus) liegt der Voringsfossen in einer traumhaften Schlucht. Früher konnte man noch die alte Passstraße dort hoch befahren, heute schraubt man sich leider größtenteils durch Wendeltunnels auf das Plateau. Mit einer Fallhöhe von 183 Metern und einer Wassermenge von 12,4 Kubikmeter/Sekunde hinterlässt er eine Gischt welche sich aus der Schlucht emporarbeite und so noch von weitem zu sehen ist. Fantastisch !! Wir fahren nur ein paar Kilometer weiter bis nach Dyranut! Ein kleines Restaurant mit Wanderhütten, gelegen an der Hauptstraße mitten auf der Vidda. Hier bleiben wir für € 10 unter Aufsicht eines ca. 3.60 Meter hohen Troll`s die Nacht stehen. Was soll uns da passieren. Schnell noch eine Runde mit den Hunden laufen und dann gehen wir essen. Rentier-Gulasch mit frischem Gemüse und gerösteten Kartoffeln, zum Nachtisch ein Stückchen frische Eistorte mit Waldbeeren. Nicht zu vergessen zwei leckere Glas Rotwein. Das ist ja schon mal nicht schlecht, aber die Aussicht !! Unglaublich, Kino ist ein Sch.... dagegen! Wir schauen weit über die leicht hügelige Vidda. Gut jetzt kann man fragen was ist daran so interessant! Ganz einfach. Wir haben das Glück, das es bewölkt ist und regnet und obendrein der Wind noch seinen Senf dabei tut . Häää??   

 

Die Wolken sind unterschiedlich hoch, dunkel in ihren Farben und getrieben vom Wind. Dahinter versucht die Sonne durchzukommen. 

Welch ein Farbenspiel das auf die Vidda zaubert überlassen wir eurer Phantasie. Wir haben es gesehen und sind begeistert. Leider kann man diese Momente nicht (zumindest mal mit unserer) mit der Kamera einfangen. So gute Nacht, morgen sehen wir weiter!

29.08.

 

               "Das Schöne braucht das Trübe"

                                                                                 - Monika Minder -

8.15 Uhr, 6 Grad Aussentemperatur und der Nebel so dicht dass man die Hand vor den Augen nicht sieht. Was soll das denn ? Wir hatten uns fest vorgenommen, heute schöne Bilder vom Sonnenaufgang festzuhalten! Na prima, also stattdessen Regensachen an und mit den Hunden raus. Zwei Stunden später hat der Nebel das Weite gesucht und wir schließen uns dem an. Die Fahrt führt uns bis nach Geilo wo wir dann links auf die „50“ abbiegen und Richtung Flam (unserem Ziel) weiterfahren. Wir durchkreuzen den Sudndalen sowie den Aurlandsdalen und sind wieder mal begeistert von der Abwechslung. In Flam angekommen, kann ich endlich Myra`s zweiten Wunsch erfüllen. Ein großes Kreuzfahrtschiff welches vor Anker liegt. Nicht so eine Blechbüchse wie in Eidfjord, ein richtiges halt. Den Camping welchen wir angedacht haben, dürfen wir aufgrund unseres Womo-Gewicht nicht befahren. Angeblich hat es tagelang geregnet und man befürchtet dass wir die Wiese zerstören. Nun, dann ist das halt so. Wir finden einen schönen Platz etwas ausserhalb vom Ort und nutzen so die Gelegenheit einen Fußmarsch nach Flam zu unternehmen. Flam ist für uns das „Florenz“ Norwegens! Nicht wegen seiner Größe oder Schönheit bzw. der vielen Sehenswürdigkeiten. Nein, es ist eine Touristenhochburg welche total überlaufen ist. Und alle sind aus dem gleichen Grund hier (wir übrigens auch). Sie wollen mit der Flam-Bahn nach Myrdal hochfahren. Dies muss eine atemberaubende und aussichtsreiche Fahrt sein. Doch uns ist der Spass vergangen. Wir werden nicht damit fahren, da wir keinen Bock darauf haben wie die Ölsardinen im Waggon zu sitzen und uns dem Blitzlichgewitter der Japaner auszusetzen. Stattdessen buchen wir gerade online für Morgen die Fähre von Gudvangen nach Kaupanger. 2 1/2 Stunden Fahrt durch den Naeroy- und Aurlandsfjorden. Wunderbar! Hoffentlich !!

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